Es scheint dazuzugehören, dass die letzten vier Wochen im Jahr hektischer ablaufen müssen, als die übrigen 48 Wochen.

Ein weiteres sicheres Zeichen hierfür ist, dass die Leute, die sich in Geschäftsbeziehungen begegnen, deutlich ungeduldiger, hektischer und zum Teil aggressiver miteinander umgehen. Das berichtete mir eine Klientin, die im Einzelhandel tätig ist.

Weihnachten soll die ruhigste, harmonischste und friedvollste Zeit des Jahres sein, das gaukelt uns zumindest die Werbung vor. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, tun wir alles – bis hin zum Kleinkrieg in den Familien. Diese Wunschvorstellung kommt zu Weihnachten nicht nur in den Familien auf, sondern überall dort, wo sich Freunde oder Kollegen treffen, um gemeinsam die traditionelle Weihnachtsfeier zu begehen. In meinem Umfeld kam die Idee auf, die diesjährige Weihnachtsfeier unter einem besonders schönen Motto zu begehen. In Erinnerung an die guten alten Zeiten wollten wir uns zum Gänsebraten treffen. Der Streit war – wie übrigens auch in den letzten Jahren – vorprogrammiert…

Frust bei den Organisatoren, Unverständnis bei den überwiegend weiblichen Teilnehmerinnen, die nach den üblichen Vereinsaktivitäten nicht noch ein Gänsebein nachlegen wollten. Die mühsam abgestrampelten Kalorien sollen nicht gleich wieder angehäuft werden.

Wir alle tragen ein Idealbild von Weihnachten in unseren Herzen, so dass die Enttäuschung umso größer ist, wenn dieses Bild nicht in Erfüllung geht. Haften wir vielleicht Idealbildern an, die es nie gegeben hat? Verfolgen wir Wunschideen an die ideale Weihnachtsfeier, die wir uns bislang selbst nicht erfüllen konnten und versuchen nun, diese Ideen auf anderen Feldern umzusetzen?

Sollte ich mich bei diesem Gedanken ertappen, muss ich aufpassen, dass ich meine Mitmenschen nicht zur Erfüllung meiner mangelnden Bedürfnisse missbrauche. Oftmals sind unsere Gefühle und Erinnerungen an Weihnachtsfeiern nicht die Gefühle und Erinnerungen, die unser Umfeld damit verbindet. Unsere Wünsche und Ideen sind meistens nicht deckungsgleich mit denen unserer Mitmenschen. Kann ich meinem Wunschbild nicht widerstehen, dann muss ich versuchen, mir allein diese Weihnachtswünsche zu erfüllen, ohne dass ich meine Mitmenschen unter Druck setze, diesen Gedanken mit mir zu leben. Das Anhaften an alten Wunschbildern oder Antreibern löst den größten Stress aus.

Die Weihnachtsfalle ist die größte Falle, in die wir jedes Jahr tappen können. Wie wäre eine Vorweihnachtszeit, in der wir uns mit den Menschen treffen und austauschen, die wir gerne um uns haben? Jeder bringt etwas zum Essen mit und alle schmausen gemeinsam. Einfach mal zusammen sein, ohne Stress für den Gastgeber und ohne Streitereien darüber, was auf den Tisch kommt. Wie wäre ein Weihnachtsfest, an dem die Familie nicht in Streit gerät und alle in Frieden wieder auseinandergehen? Was würde passieren, wenn wir Weihnachten nicht perfekt gestalten?

In dieser stressigen Zeit können die Achtsamkeitselemente aus dem Training gut angewendet werden. Die Atemmeditation hilft dabei, wenn es wieder hektisch wird. Die Konzentration wird auf die tiefe Ein- und Ausatmung in den Bauch gerichtet. Nach einigen Atemzügen kommt der Geist zur Ruhe und der Kopf wird wieder klar.

Ich wünsche allen eine achtsame Vorweihnachtszeit!